Warum schreiben Sie Krimis?
Ein Krimi ist zunächst einmal nichts anderes als eine Geschichte, die sich zwischen Menschen abspielt. Die Sorgen, Nöte, Freuden des Alltags, die Siege und Niederlagen, die Heimlichkeiten und die Abgründe, die Herausforderungen und Verzweiflungen. Aus diesen Zutaten ist alle Literatur gemixt. Bei einem Krimi gibt es Menschen, die über Grenzen gehen, und das interessiert mich. Was sind das für Grenzen? Was liegt dahinter? Was bringt den Einzelnen dazu zu handeln, wie er es tut? Wie weit kann/darf/muss man gehen?
Haben Sie literarische Vorbilder?
Im Krimibereich weniger, am ehesten noch die Engländerinnen, wie z.B. PD James. Vieles von Mankell ist hervorragend. Aber ich versuche, meinen eigenen Stil zu finden.
Und außerhalb des Krimigenres?
Südamerikanische Autoren. Gabriel Garcia Marquez vorneweg, sein ‚Hundert Jahre Einsamkeit‘ ist für mich das Buch der Bücher. Aber auch Neruda oder Borges. In Europa Hesse, Canetti, Ransmayr, Marias.
Ist ‚Teufelskanzel‘ ein Regiokrimi?
Eine Geschichte, die am und im Schwarzwald spielt und die von einem Verlag herausgebracht wird, der vornehmlich Regiokrimis vertreibt – man sollte es meinen. Aber ich bin kein Freund der Regiokrimischublade.
Warum nicht?
Der Begriff verschwimmt. Anfangs war er die Bezeichnung für etwas, was es in dieser Art noch nicht gab, vor allem für Berndorf mit den Eifelkrimis. Später Kluftinger. Aber schon mit ‚Tannöd‘ wird es schwierig. Wie definiert man Regiokrimi?
Die Geschichte vor Ort? Reale Straßen, Geschäfte, Personen? Das Typische von Land und Leuten?
Ein gut geschriebener Krimi hat all dies sowieso. Mankell und die Skandinavier machen nichts anderes. Denken Sie an Brunetti. Schreibt Donna Leon Regiokrimis? Ich denke, es ist nicht zuletzt ein wenig Emanzipation deutscher Krimiliteratur von den jahrzehntelangen Marktbeherrschern aus England, Schweden, USA. Der Leser schämt sich nicht mehr, seine Heimat als solche zu bezeichnen. Nicht zuletzt ist es aber auch ein Marketinginstrument. Wegen Letzterem habe ich auch ein wenig Sorge.
Inwiefern?
Das, was als Regiokrimi bezeichnet wird, hat von Anfang an von einer literarisch durchaus legitimen Überzeichnung regionaler Eigenheiten gelebt, die vor allem in der Person der Ermittler ihren Ausdruck finden. Diese Überzeichnung wird aber mehr und mehr durch eine vielfach zwanghafte Komik überdeckt. Viele meinen, sie müssten einen neuen Kluftinger kreieren, und diesen womöglich noch übertrumpfen. Die Auslagen sind voll davon. Sorge bereitet mir, dass der Begriff Regiokrimi mehr und mehr mit diesem Stil gleichgesetzt wird.
Sie schreiben auch Kurzgeschichten. Gibt es einen Unterschied zum Roman?
Einen sehr großen. Vor allem bei Krimis. Als Autor muss ich auf 5 bis 10 Seiten eine Geschichte entwerfen, die spannend und unterhaltsam ist, ohne dass ich die Personen im Detail einführen und handeln lassen kann. Ich kann nicht wie beim Roman in epischer Breite Situationen, Orte, Ereignisse schildern. Ich muss sehr schnell auf den Punkt kommen. Hinzu kommt, dass ein guter Kurzkrimi am Ende eine Art Pointe haben sollte, eine überraschende Wendung, mit der der Leser nicht rechnet.